John Coltrane: Soultrane

20. Mai 2022 222241 0 Comments

APRJ 7142

John Coltrane – Soultrane
180g Vinyl, LP – APRJ 7142

Dieses Album bedingte eine weitere Vertiefung von Coltranes Bedeutung als stilprägender Musiker. Wie in „Coltrane“ und „John Coltrane And The Red Garland Trio“, seinen ersten beiden Alben als Bandleader beim Prestige-Label, ist das Material in „Soultrane“ jenseits des Gewöhnlichen. Die Red Garland-Paul Chambers-Arthur Taylor-Rhythmusgruppe ist eine perfekte Begleitung für ‚Trane‘, der zu jener Zeit allgemein anerkannt war als einer der beiden einflussreichsten Tenorsaxophonisten des Jazz – bei dem anderen handelte es sich um Sonny Rollins.

„Soultrane“ beginnt mit einer weitläufigen Variation von „Good Bait“, einer Tadd Dameron/ Count Basie-Zusammenarbeit, erstmalig aufgenommen von Dizzy Gillespie in den 1940er Jahren. Die Art, in der Coltrane die Wendungen dieser Melodie spielt, gibt ihr einen Hauch von einem Menuett, vervollständigt mit Soli von Garland und Chambers in demselben, soliden Groove. „I Want To Talk About You“ ist eine Ballade, verfasst und ursprünglich aufgenommen von Billy Eckstine in der Mitte der 40er Jahre – als Jazz-Interpretation völlig neu.

Die zweite Seite beginnt mit einem Stück von Joe Stein und Leo Robin, „You Say You Care“, auch dieses war noch nie in einer Jazz-Variante zu hören. Trane wechselt die Tonart meist in mittelschnellem swingendem Tempo. „Theme For Ernie“ ist eine Ballade wie ein Schwelbrand von dem aus Philadelphia stammenden Freddie Lacey, die er dem Ex-Gillespie Altsaxophonist Ernie Henry widmete, der im Dezember 1957 plötzlich verstarb. Garland beginnt das letzte Stück „Russian Lullaby“ mit einer Einleitung in anderem Takt, ehe Coltranes Einsatz dazwischenfährt. Damit und mit Coltranes vorheriger Interpretation von „Soft Lights And Sweet Music“ kommt es einem vor, als ob die Jungs ihren Irving Berlin besonders gern in Hochgeschwindigkeit spielen würden.

Aufgrund der erstaunlichen Soloarbeiten Coltranes, die Soultrane folgen und vorausgehen – hier insbesondere „Lush Life“ und „Blue Train“ – kommentiert der All Music Guide, dass dies Album »vielleicht nicht die ausschließliche Aufmerksamkeit erhalten hat, die es so sehr verdient«.