Charles Lloyd Quartet: Dream Weaver

20. Mai 2022 222241 0 Comments

PPAN-SD-1459

The Charles Lloyd Quartet – Dream Weaver
180g Vinyl, LP – PPAN-SD-1459
Der erste Studio-Termin des Charles Lloyd Quartetts mit Keith Jarrett, Cecil McBee, und Jack DeJohnette – mit anschließender Veröffentlichung – fand statt nur wenige Tage bevor die Band auf europäischen und amerikanischen Tourneen die Festivals im Sturm eroberte. Zuerst war Europa an der Reihe, wo die Platte eben erschien, während zeitgleich die Band die Bühnen zerlegte. Während die Live-Auftritte längst Legende sind, werden die Aufnahmen leicht übersehen, was aber ein Fehler wäre. „Dream Weaver“ ist ein vollständig verwirklichtes Projekt einer Band – einer echten Band – bei dem jedes Mitglied einen einzigartigen Part zum Ganzen beisteuert.

Jarretts ungewöhnlicher Piano-Stil passt musikalisch zu Lloyds lyrischem Charakter, was eigentlich nicht zu vermuten war. Jarrett, auch damals schon ein Bilderstürmer, der harmonische Figuren verkehrt herum spielte und sich auf den Kontrapunkt verließ, erschaffte neue Räume um vorhandene nicht einfach aufzufüllen. (Wie zu hören in „Autumn Sequence“, wo seine Soli ebenso wie seine Hintergrund-Harmonien genau so grell und erfinderisch sind wie Lloyds fernöstlich angehauchte Interpretationen von Stimmungen und Techniken.) Dann ist da auch noch die Rhythmusgruppe, bestehend aus McBee und DeJohnette, deren charakteristische Erfindungen in den Intervallen die „Dream Weaver“ Suite zu einer Übung in offenem Tempo machen, die allen Musikern erlaubt, darin herumzuspazieren und sich das, was sie wünschen, mitzunehmen. Die Platte endet mit einer Art Party-Jam der gesamten Gruppe zu „Sombrero Sam“, wobei Lloyd und Jarrett gegenseitig Achtel austauschen in einer kubanischen Variation einer Fantasie. 1966 gab es von anderen neuen Gruppen keine derartigen Platten.

„Dream Weaver“ – Charles Lloyd (ts, fl); Keith Jarrett (p); Cecil McBee (b); Jack DeJohnette (dr)